Vor der Besetzung Ungarns

Ungarn war ein antisemitisches Land. Es war das erste europäische Land, das bereits um 1920 ein antijüdisches Gesetz – den Numerus Clausus – einführte, gefolgt später von anderen diskriminierenden Gesetzen gegen die jüdische Bevölkerung z.B. 1938, solche die Wirtschaft, Handel, Industrie und Kultur regelten. Es folgten dann noch mehr einschneidende Massnahmen, überwiegend gegen Personen mit akademischen Berufen mit Universitätsabschluss und auf Management Ebene, viele jüdische Personen verloren ihre Stelle, ihren Verdienst, ihre Lebensgrundlage. Trotzdem war die überwiegende Mehrheit nicht betroffen und konnte mehr oder weniger ein normales Leben führen.

Bereits vor der Besetzung Ungarns, gab es  antisemitische Ausschreitungen, zwei bekanntere sind die Massaker in Kamenez-Podolski und in Novisad.

Die KEOKH (Nationalen Zentralbehörde zur Überwachung von Ausländern) begann im Jahre 1941, die überwiegend in Polen geborenen staatenlosen Juden zu sammeln, darunter war eine große Anzahl 17‘000 ungarischen Juden, die ihre ungarische Staatsbürgerschaft nicht nachweisen konnten. Die gesammelten dürften 30 Pengö, drei Tage Nahrung mitnehmen, die Staatenlose wurde in Internierungslager Körösmezö konzentriert. Anschliessend an einen Ort in der Nähe von Kamenez-Podolski gebracht, wo die meisten zusammen mit den einheimischen galizischen Juden von SS- und Polizei-Einheiten unter dem Befehl von SS-Obergruppenführer Friedrich Jeckeln ermordet wurden.

Mehr als 1000 Juden wurden im Januar und Februar 1942 in Novisad (Újvidék) und anderen Orten im Komitat Délvidék von ungarischen Militär- und Gendarmerieeinheiten »auf der Suche nach Partisanen« ermordet.

Der Krieg brachte viele harte antijüdische Massnahmen, Ungarn ging ein Bündnis mit den Achsenmächten“ ein – ein Bündnis mit NS Deutschland, faschistischem Italien und Japan -. 1941 trat Ungarn gegen die Sowjetunion und die Alliierten in den Krieg. Alle Männer im militärpflichtigen Alter d.h. zwischen 18 und 48 Jahren mussten sich zum Militärdienst melden. Die Juden und andere „unzuverlässige  Elemente“ (Linke, Sozialdemokraten etc.) hatte man nicht zu den bewaffneten Einheiten eingezogen, sondern sie wurden zur „katonai Munkaszolgálat“, eine Art militärische Zwangsarbeit, aufgeboten.

Sie wurden teilweise im Land für verschiedene Arbeiten Arbeiten  eingesetzt, sehr viele aber an der  Ostfront zum Schützengraben ausheben,  Granaten entschärfen etc. Ab 1942 haben  sie ihren Dienst in Zivilkleidern aber  mit diskriminierenden Gelben (für Juden)  oder Weissen (für Juden nur nach den  sog. Nürnbergischen Gesetze) Armbänder  verrichten müssen. Auch mein Vater  musste 1942 für diesen Dienst nach Gyoma  einrücken, einige Monate danach kehrte  er als 48 Jähriger zurück. Die beiden  Bilder zeigen meinen Vater im Einsatz.  Die älteren Arbeitsdienstler mussten  auch fehlende Arbeitskräfte in der  Landwirtschaft, aber auch in der  Industrie ersetzen.